BLAUES RAUSCHEN feiert 2024 sein sechsjähriges Bestehen und hat sich in dieser Zeit zu einem renommierten Festival für elektronische Musik und Medien in Europa entwickelt. Unter der künstlerischen Leitung von Karl-Heinz Blomann erkundet das Festival weiterhin die Schnittstelle zwischen digitaler und analoger Welt und widmet sich der künstlerischen Erforschung und Interpretation von Grenzen und Konventionen. Das Live-Format bietet den Besucher*innen eine einzigartige Plattform, um abstrakte Kunst auf sinnliche Weise zu erleben und regt dazu an, sich kritisch mit unterschiedlichen ästhetischen Vorstellungen auseinanderzusetzen.

Durch die Kunst die Köpfe öffnen

Durch die Auswahl verschiedener künstlerischer Ausdrucksformen wie „Synthetische Sounds, Live Coding, Glitch, Field Recording, klassische akustische Instrumente, audiovisuelle Performances und Installationen“ bereichert BLAUES RAUSCHEN die kulturelle Aura des Ruhrgebiets und zeigt auf eindrucksvolle Weise die Verschmelzungen und Reibungen zwischen dem Digitalen und dem Analogen. Mit Spielorten in Essen, Herne, Bochum, Dortmund (als Teil der „ExtraSchicht–die Nacht der Industriekultur“), Gelsenkirchen und erstmalig auch in Witten bietet das Festival ein vielfältiges Programm und lädt dazu ein, die elektronische Kunstszene und ihre einzigartigen lokalen Spielstätten in der Region zu erkunden und zu erleben.

Am Eröffnungsabend sind drei Künstlerinnen im Szene 10 in Essen zu Gast. Die in Krakau lebende Musikerin Martyna Basta stellt in ihrer Arbeit Live-Elektronik, modulierte Stimme, Gitarre und Field Recordings in den Mittelpunkt. Die klassisch-ausgebildete Gitarristin ist dabei von Naturphänomenen und halluzinatorischen, traumhaften Erinnerungen inspiriert, die sich in ihren wundervollen Ambientkompositionen widerspiegeln.

Lau Nau aus Finnland knüpft mit ihrer Performance klangästhetisch daran an und verwebt schimmernde Synthesizerklänge mit Sounds der Unterwasserwelt.

Als Live-Coding-Kollektiv „Codie“ verbinden Kate Sicchio und Sarah Groff Hennigh-Palermo Bild und Ton zu einer Show, in der frei-improvisierte Algorithmen und Codes, Form und Rhythmus bestimmen und sich dadurch ständig weiterentwickeln.

Martyna Basta
Diaries Beneath Fragile Glass

„Diaries Beneath Fragile Glass“, aufgenommen während langer, einsamer Tage in der finnischen Stadt Turku, ist eine Aufzeichnung der Zeit, die sich abwechselnd kristallisiert und verflüssigt. Zarte Pfützen, rauschende, vom Sonnenlicht durchflutete Bäche und das leise Knarren des Gefrorenen markieren den langsamen Rhythmus von Tagen, die sich nur schwer voneinander unterscheiden lassen. Mit verstimmter Zither, entfremdeter Stimme und Gitarrensound kreiert Martyna Basta eine Atmosphäre, die erst kristallin und klar anmutet, um dann abrupt von zu feinem Staub zerspringendem Glas gebrochen zu werden.

Die in Krakau lebende Künstlerin Martyna Basta schafft mit ihrem diaristischen Sound eine delikate Atmosphäre im Spannungsfeld aus Üppigkeit und Spuk. Die polnische Komponistin, die eine klassische Gitarrenausbildung genossen hat, floh im Alter von 18 Jahren vor der akademischen Welt und ersetzte ihr ursprüngliches Instrument durch einen Synthesizer. Für ihre Kompositionen nutzt sie modulierte Stimme, Elektronik und Field Recordings. Mit ihrem Debütalbum Making Eye Contact with Solitude, das auf dem slowakischen Label Warm Winters erschienen ist, hat sie sich sofort markant in der europäischen Experimentalszene positioniert. 

Lau Nau
5×4

Lau Nau kombiniert für ihre Performances analoge modulare Synthesizersounds und elektroakustische Klänge. Im Zentrum stehen die Kompositionen ihres Albums „5×4“, dass sich thematisch mit Krebstieren, Zooplankton und der sich verändernden Umwelt der Ostsee beschäftigt. Hydrophon-Wasser-Sounds treffen dabei auf Stimmaufnahmen und Field Recordings, es findet sozusagen eine Übersetzung von Meeresprozessen (beispielsweise den Auswirkungen des variierenden Salzgehalts auf das Leben des Zooplanktons oder Licht-Dunkel-Effekte im eutrophen Meer) in Musik statt.

Die finnische Komponistin Laura Naukkarinen arbeitet unter dem Künstlernamen Lau Nau. Ihre fein ausgearbeiteten Sound- Produktionen sind idiosynkratischer Natur. Hierfür verwendet sie neben klassischen Instrumenten Gesangsstimmen, modulare Synthesizer, Kassettenrekorder und Field Recordings. Lau Nau ist bekannt für ihre Musik zu Filmen und Multi-Channel Sound Installationen. Als Sound-Designerin wurde sie 2021 mit dem Finnischen Staatspreis für Darstellende Künste ausgezeichnet. 2023 veröffentlichte sie die Alben „5×4“ und „Aphrilis“.

Codie
Beeps and Boops

Codie ist ein Live-Coding-Kollektiv, das audio-visuelle Performances durch die Praxis des „fliegenden Programmierens“ schafft. Anstatt den Code im Voraus zu schreiben und zu kompilieren, improvisieren sie mit ihren Codes, um elektronische Sounds und Videoprojektionen zu erzeugen. Bunte Muster und abstrakte Formen animieren und bewegen sich im Rhythmus. Algorithmisch manipulierte Schichten von Audiosamples bilden den Soundtrack. Die entstehenden Sounds und Videos beeinflussen sich im Moment der Performance gegenseitig und bilden ein interdependentes, sich ständig weiterentwickelndes Werk.

Das Live-Coding-Kollektiv Codie besteht aus Kate Sicchio und Sarah Groff Hennigh-Palermo. Die beiden produzieren A/V-Live- Shows mit elektronischen Sounds und Videoprojektionen., die sie weltweit bei Konferenzen und in Galerien sowie im Internet bei Algoraves aufführen.

Sarah kodiert ihre Visuals – Muster und abstrakte Formen, die sich im Rhythmus bewegen und gegenseitig animieren – mit der von ihr selbst produzierten (ClojureScript-Electron-)App La Habra.

Kate kreiert die Sounds in der Ruby-basierten Umgebung Sonic Pi. Sie manipuliert und überlagert Samples mit Algorithmen.