Inhalt:
Wie sitzt der Zuschauer heute im Theater und wie verlässt er es nach einer Vorstellung? Verändert? Bereichert? Getäuscht? Martin Heckmanns entwirft ein Kaleidoskop kleiner Szenen und Geschichten, die sich im Zuschauerraum des Theaters abspielen. Der Text lässt sich nicht am Theaterausgang abwimmeln, sondern begleitet die Zuschauer auf ihren Heimwegen und folgt ihnen in ihre Wohnungen. Dabei entsteht ein Chor unterschiedlichster Stimmen. Da sind Ehepaare, sich gegenseitig belauernd im Theatersaal, Vater und Sohn, die ein Theaterbesuch einander kurzfristig wieder annähert, ein Pärchen bei dem ersten Treffen, das feststellen muss, dass es das Bühnenideal einer romantischen Liebe nicht in den Alltag des Heimweges retten kann, und natürlich ist dort Herr Matuschek, der nach dem Besuch eines »Dramas der Unterdrückten« den Job bei einem Boulevardmagazin kündigen und seine eigene Katharsis erfahren wird. Unter diese Figuren mischen sich andere namenlose Stimmen in ihrem Verhältnis und ihrer Beziehung zum Theater. Zuschauer, die das Theater erfahren, andere, die es verstehen wollen und wieder welche, die sich bereits über das Verstehen des Verstehens den Kopf zerbrechen. Indem sich in Heckmanns Stück Beobachtende beobachten lassen, werden die Wirkungen des Theaters vorgeführt, sein Zauber und seine Enttäuschungen, die Kollision von Theater und Leben ebenso wie die Verfeinerung des Lebens durch das Theater, bei dem immer die Gefahr mitschwingt, dass »draußen wieder alles in Einzelteile zerfällt, was sich hier immer wieder stimmig zu einer Geschichte fügt«, aber doch auch ein Theater, bei dem Abend für Abend die Chance besteht, »dass etwas ganz Neues beginnen könne«.


Martin Heckmanns wuchs in Herford auf, wo er 1990 sein Abitur am Friedrichs-Gymnasium ablegte. Er studierte Philosophie, Geschichte und Komparatistik und schloss sein Studium mit einer Arbeit über den Witz in der Frühromantik ab. Er hat Kurzprosa in Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht und Theaterstücke geschrieben, die bisher in mehr als zehn Ländern zur Aufführung gekommen sind. Er wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, zuletzt 2008 mit dem Niederrheinischen Literaturpreis der Stadt Krefeld und dem Margarete-Schrader Preis der Universität Paderborn 2012. 2002 wurde er in der Kritikerumfrage der Zeitschrift theater heute zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gewählt. 2003 und 2004 erhielt er den Publikumspreis bei den Mülheimer Theatertagen. Er unterrichtete Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin, der Bundesakademie Wolfenbüttel und bei der Biennale Wiesbaden „Neue Stücke aus Europa“, bei den Werkstatttagen am Wiener Burgtheater und beim Schweizer Dramenprozessor. Zwischen 2009 und 2012 war Heckmanns Dramaturg und Hausautor am Staatsschauspiel Dresden. 2023 war er Stipendiat der Villa Decius in Krakau.

15€
karten@szene10
016099255623